Was ist eine somatoforme Störung? Welche Anzeichen und Beschwerden treten auf?
Unklare Symptome im täglichen Leben sind nicht selten. Sie können beispielsweise Gelenke, Rücken, Bauch, Herz oder Kopf betreffen. Meist verschwinden solche Symptome nach wenigen Tagen. In manchen Fällen halten sie aber länger, oft monatelang an. Beispielsweise sind die Betroffenen durch Schmerzen In Gliedern und Gelenken, manchmal durch ein Taubheits- oder Kribbelgefühl aber auch durch Atembeschwerden, unklaren Brustschmerzen sowie durch Bauchschmerzen oder unklarem Erbrechen beeinträchtigt.
Sie führen bei den betroffenen Personen zu großer Besorgnis und sind immer mit Beeinträchtigungen und Leid verbunden. Meist werden die Symptome noch genauer beobachtet und scheinen sich zu verstärken. Solche körperlichen Beschwerden sollten stets ärztlich abgeklärt werden. Sie können eine körperliche oder seelische Ursache haben. Bei einer somatoformen Störung lassen sich, trotz der von den Betroffenen empfundenen Beschwerden oder Schmerzen, keine körperlichen Erkrankungen feststellen. Dies verunsichert die betroffenen Menschen meist noch mehr und sie fühlen sich zunehmend unverstanden, da sie den Eindruck bekommen, dass ihnen nicht geglaubt wird.
Wie kann eine Ärztin oder ein Arzt eine somatoforme Störung feststellen?
Auf den ersten Blick sind somatoforme Störungen nicht zu erkennen. Zunächst wird die Ärztin oder der Arzt mögliche körperliche Ursachen – soweit sie nicht schon vorher abgeklärt worden sind – durch eine ausführliche Untersuchung sowie durch zusätzliche Labor- oder Röntgenuntersuchungen ausschließen. Erst nach ausführlichen Gesprächen mit der Hausärztin oder dem Hausarzt oder der Psychiaterin oder dem Psychiater lassen sich die Symptome zuordnen. Belastende Ereignisse, Stress oder dauerhafte Sorgen führen bei manchen Menschen dazu, dass normale Körperfunktionen intensiver wahrgenommen werden. So kann zum Beispiel ein schneller Puls oder Herzklopfen eine gesunde Reaktion sein. Sie wird jedoch als ein körperliches Warnzeichen eingeordnet. Auch wird die Psychiaterin oder der Psychiater oder die Ärztin oder der Arzt für Psychosomatische Medizin andere psychische Erkrankungen ausschließen. Nicht selten finden sich körperliche Symptome auch bei Angsterkrankungen oder bei Depressionen.
Wie kann eine somatoforme Störung behandelt werden?
Die somatoforme Störung kann wirksam durch Psychotherapie behandelt werden. Sie hat zum Ziel die Bewertungen und Ängste, welche im Zusammenhang mit den Beschwerden entstanden sind, zu verändern. Auch die Frage nach der Entstehung der Symptome wird in der Therapie geklärt. Darüber hinaus können bereits kleine Verhaltensänderungen zur Verbesserung der Symptomatik beitragen. Wie gehe ich mit Stress um? Bin ich körperlich aktiv? Kann ich meinen Körper belasten? Habe ich genügend Möglichkeiten, mich zu entspannen? Dies wird die Ärztin oder der Arzt immer genau besprechen. Nicht selten ist die somatoforme Störung von depressiven Symptomen oder von erheblichen Ängsten begleitet. Manchmal können auch Medikamente, vorübergehend eingesetzt, zu einer Entlastung der betroffenen Personen führen. Bei schweren Krankheitsverläufen kann die stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Klinik erforderlich werden. Die Erkrankung ist gut behandelbar. Dabei ist es wichtig, dass die erkrankten Personen es schaffen, von der Vorstellung, dass ihre Beschwerden körperliche Ursachen haben, Abstand zu nehmen und eine psychotherapeutische Behandlung annehmen.
Wie kann ich die Behandlung unterstützen?
Anspannung und Entspannung spielen in unserem Leben eine große Rolle. Oft gelingt es Menschen, die unter andauerndem Stress stehen, nicht mehr, ein ausreichendes Maß an Entspannung zu erreichen. Dabei kommt es auf ein ausgewogenes Verhältnis beider Zustände besonders an. Körperliche Aktivität kann sehr hilfreich sein, den Weg aus der ständigen Anspannung zu finden. Familie und Freunde zu treffen, ist eine weitere Möglichkeit, Kraft zu tanken. Vergessen Sie ihre Hobbys nicht. Zu erfahren, dass auch andere Menschen von somatoformen Symptomen betroffen sind, kann sehr entlasten. Suchen Sie das Gespräch mit anderen. Vielleicht findet sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe.
Was können Angehörige und Freunde tun?
Bitte informieren Sie sich über das Krankheitsbild. Menschen mit einer somatoformen Störung sind keine Simulanten! Sie leiden sehr unter ihrer Symptomatik und bilden sich ihre Symptome nicht ein. Begegnen sie erkrankten Personen ohne Misstrauen, Unbehagen oder Skepsis. Zeigen Sie Ihrer bzw. Ihrem Angehörigen, dass Sie für sie bzw. ihn da sind, ohne dass sie ihr bzw. ihm alle täglichen Aufgaben und Belastungen abnehmen.